top of page
P3100451-2-erweiterung_edited.jpg

Meditation - Wo fängt die Praxis wirklich an?

  • 31. Jan. 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Feb. 2023

Meditation – Ein Begriff, den wir heute ständig und überall lesen. Bei den meisten von uns, sieht die Vorstellung von Meditation so aus: Man sitzt still auf einem Kissen im Schneidersitz, faltet die Hände und versucht an nichts zu denken. Doch ist es das wirklich? Die Praxis der Meditation beginnt schon viel eher im Alltag und ist weit umfassender als das Bild, dass in der westlichen Gesellschaft in den letzten Jahren entsteht.

ree

Woher kommt der Begriff Meditation eigentlich?

Meditation hat ihre Heimat ursprünglich im Buddhismus. Das größte Verlangen der Buddhisten ist, das Streben nach dem inneren Glück. Verlangen, Wunsch und Bedürfnis bringen laut dem Buddhismus Leid mit sich. Doch wer dieses Leid und den Hintergrund und das Bedürfnis des Leides erkennt, kann das Glück und die Ruhe in sich finden. Es beginnt oft schon bei der Frage „Wo hefte ich mich an? Welche dieser Sorgen kann ich nicht beeinflussen, welche kann ich positiv verändern? Was sorgt mich daran wirklich? Und wieso bereitet es mir sorgen?“ Es ist ein Hinterfragen, der eigenen Gefühle und Gedanken. Wie Buddha eins sagte: „Glaubt mir kein Wort, sondern überprüft für euch Selbst all meine Belehrungen.“

‚Meditation’ heißt ins Deutsche übersetzt ‚Achtsamkeit’. Die Praxis der Meditation ist das Üben von Achtsamkeit.


Was ist also eigentlich diese Achtsamkeit? Meist sind wir so fokussiert auf Alles, was wir hören, sehen und denken, dass wir nicht mehr auf unsere Wahrnehmung achten.

Ein bekanntes und einfaches Beispiel: Wenn wir sehr abgelenkt sind, gestresst sind, sprich unser Fokus intensiviert auf etwas Anderes gerichtet ist, als das Wesentliche - das Essen - kommt es vor, dass wir nach dem Essen sagen „Puh, das war zu viel. Jetzt bin ich voll. Ich hab viel zu schnell gegessen.“ Doch wieso kommt es überhaupt so weit? Wieso merken wir oft nicht unsere Sättigungsgefühl oder Überhören es? Wir haben unsere Wahrnehmung für das Jetzt abgeschaltet und uns mit unseren Gedanken so sehr auf ein komplett anderes, nicht in diesem Moment stattfindenden Ereignis fokussiert. Wir haben nicht wahrgenommen, dass wir bereits satt sind, sodass unser Körper anschließend mit Bauchschmerzen oder Übelkeit reagiert – ein körperlicher Impuls, ein Zeichen, dass uns automatisch zurück zu uns Selbst und dem Wesentlichen bringt, auch wenn es durch körperlichen Schmerz oder Unwohlsein geschieht. In diesem Moment ist die Aufmerksamkeit weg von den Gedanken zuvor und komplett bei den Bauchschmerzen oder der Übelkeit.

Wenn wir bestimmte, sich wiederholende Muster in unserem Leben nicht wahrnehmen, fangen wir an diese zu glauben und für Wahr zu halten. Bemerken wir diese Dinge allerdings bewusst, schaffen wir Raum in uns. Raum für klare Handlungen, Vertrauen und Mut.

Achtsamkeit ist also in erster Linie nichts Anderes, als bewusst zu merken, was geschieht.

Ein Zen Mönch sagte hierzu einmal: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich.“ Darauf hin sagte ein anderer Mann: „Aber das tun wir doch Alle?“ Der Mönch erwiderte: „Nein. Wenn du sitzt, dann stehst du schon. Wenn du stehst, dann gehst du schon.“

Oh ja, fühlst du dich ertappt? Uns Allen passiert das. Und das zu Erkennen, ist der erste Schritt zur Achtsamkeit.

Die Achtsamkeit und das Bewusstsein im Alltag Je achtsamer wir sind, sprich je häufiger wir merken, was wir tun, was wir denken, was geschieht, was wir sehen, was wir fürchten, desto einfacher wird unser Leben. Denn alleine durch die Erkenntnis des momentanen Status Quo schaffen wir Raum in uns. Durch regelmäßiges Üben unserer eigenen Achtsamkeit und unseres eigenen Bewusstseins lernen wir, Dinge umsichtiger zu sehen.

Ein Beispiel: Etwas passiert ungeplant. Betrachten wir es mit Scheuklappen, panisch aus nächster Nähe, scheint es nicht überlebbar für uns. Es ist so schlimm, dass wir nur noch diesen Fokus haben, keinen Ausweg finden und somit in ein Hamsterrad geraten. Doch je weiter fortgeschritten und geübter wir darin sind, bewusst zu merken, was passiert, desto leichter fällt es uns, durchzuatmen und Dinge umsichtiger und aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Nun ist die Situation zwar immernoch bedauerlich und schlimm, aber sie scheint okay. Sie scheint machbar und durch diesen Raum den wir durch das bewusste Wahrnehmen in uns schaffen, schaffen wir einen Raum uns selbst zu vertrauen und in Ruhe eine für uns angemessene Lösung zu suchen und so werden wir sie auch finden.

Sobald sich Emotionen entwickeln, nutzen die Menschen ihre Fähigkeit nicht mehr, die Realität ganzheitlich wahrzunehmen. Sie tendieren dann zur Kurzsichtigkeit und sehen nur noch das Unmittelbare, was meist zu Kurzschlussreaktionen, negativen Gefühlen oder unbedachtem Handeln führt.

Also wo fängt Meditation eigentlich schon an?

Meditation ist ein lebenslanger Lernprozess, sich dem Leben bewusst zu werden. Es muss nicht sofort die morgendliche 30 Minuten Meditation sein, direkt nach dem Aufstehen. Meditation beginnt beim sich Bewusst werden der kleinen Dinge im Alltag, unserer Reaktionen, unserer Geschwindigkeit, unserer Gefühle und Gedanken. Sich mit sich selbst zu beschäftigen ist sehr anstrengend. Wir alle sind Profis darin Emotionen zu unterdrücken, indem wir 24/7 ins Tun und Machen zu gehen. Doch wenn wir anfangen achtsam zu handeln, lernen wir, mit festgefahrenen Mustern und Reaktionen in unserem Leben einfacher umzugehen. Wir können gar nicht von heut auf morgen alle Emotionen zulassen, das müssen wir auch nicht, es ist ein Prozess. Aber wir können mehr Bewusstsein, mehr Meditation in unseren Alltag einbauen. Ich möchte nur ein paar wenige anschneiden und in den nächsten Blogposts mehr darauf eingehen:

Bewusstes Aufwachen: Wahrnehmen, wie sich der Körper anfühlt, welche Emotionen wir haben. Alles ohne zu Urteilen. Einfach nur wahrnehmen. Bewusst Essen: Wahrnehmen, wie etwas schmeckt, wie es sich anfühlt im Mund. Wo kommt das Essen wohl her? Wie fühlt es sich an, wenn man etwas runterschluckt? (sehr spannend übrigens ;) ) Bewusstes Gehen: Wann bist du das letzte Mal bewusst gegangen? Hast bewusst gemerkt, wie ein Bein vor das andere geht? Der Fuß abrollt? Es ist alles so automatisch, dass wir gar nicht mehr merken, was Gehen eigentlich ist. Bewusstes Atmen: Wohl die beste akute Selbsthilfe für alle Lebenslagen, v.a. Stress- und Panikreaktionen. (Ich kann da ein Lied von singen) Einfach mal tief einatmen und wieder lange ausatmen. Wenn du atmest, spürst du eigentlich wie der Bauch nach oben geht? Der Druck sich aufbaut und dann alles abfällt beim Ausatmen? Wie du frische Luft einatmest und die verbrauchte ausatmest?

Die eigentliche, ursprüngliche Meditation, sprich die Praxis der Achtsamkeit und des Bewusstseins ist noch so viel tiefer und unfassbar spannend. Aber ich denke für den ersten Überblick ist es sehr passend hier.

Die nächsten Blogposts werde ich genauer darauf eingehen, weshalb Meditation so schwierig für uns ist, was uns daran hindert, wie wir es in den Alltag integrieren können, wie die Praxis anfangs anstrengend ist aber nach einer gewissen Zeit zur Gewohnheit werden kann.

Ich hoffe ich konnte dich dazu inspirieren, die ersten Selbstversuche zu starten, falls du ganz neu mit der Praxis startest. Wenn du schon länger dich darin übst, freu ich mich über deine Erfahrungen, Tipps und Anregungen.

bottom of page